Samstag, 6. April 2013

Neuerscheinung: Ecke des Monats Minis "Die Prinzessin auf der Kichererbse"

Die schlechte Nachricht zuerst: Leider ist es uns diesmal nicht möglich eine Rezension zur aktuellen "Ecke des Monats - Bubble Spass" abzugeben. Dies liegt nicht etwa daran, dass die Firma Müller sich extra für dieses Produkt bis tief hinunter in das Tal der Geschmacklosigkeit vorgekämpft hat, nur um dann dort den Bagger herauszuholen, noch tiefer zu graben und dann voller Stolz einen "Bubble Tea-Joghurt" ans Tageslicht zu befördern. Nein, vielmehr erfüllt dieser Joghurt nicht die strengen Kriterien von Knick'n'Knusper, weshalb er hier weitgehend unerwähnt bleiben soll.
Doch damit der geneigte Leser nicht auf unsere scharfsinnigen Analysen verzichten muss, soll an dieser Stelle die kleine Schwester der "Ecke des Monats" besprochen werden, die "Ecke des Monats Minis", im speziellen die "Ecke des Monats Minis - Prinzessin auf der Kichererbse".


Dass auch dies ein interessantes Produkt voller auf Aufdeckung wartender Widersprüche ist, soll im folgenden dargelegt werden.


Bei der "Ecke des Monats Minis" - Reihe handelt es sich um eine relativ neue Erscheinung im Müllersortiment. Begonnen wurde sie Anfang 2011 und liegt im Moment in der vierten Ausgabe vor. Das der korrekte Titel daher "Ecke des halben Jahres Minis" wäre, sei hier nur am Rande erwähnt.
Die beiden Hauptunterschiede zu der normalen "Ecke des Monats" sind zum einen die kleinere Portionsgröße und zum anderen, dass der Joghurt jeweils in einer Mädchen- und einer Jungsvariante erscheint.

Diese beiden allgemeinen Punkte möchte ich auch gleich zu Beginn aufgreifen, bevor ich im Speziellen auf "Die Prinzessin auf der Kichererbse" eingehe.
Da wäre zum einen die verringerte Größe. Der Zweikammerjoghurtbecher enthält hier nur 85g Gesamtinhalt, während es bei einem normalen Zweikammerknickjoghurtbecher von Müller 150g sind. Das ist an sich keine schlechte Entwicklung, da es durchaus Situationen gibt in denen ein kleiner Joghurt völlig ausreichend ist. Außerdem richtet sich das Produkt wohl vornehmlich an Kinder, die somit eine altersgerechtere Portion bekommen dürften. Leider konnte Müller aber nicht widerstehen die für den Verbraucher ungewohnte Verpackungsgröße auszunutzen um beim Preis ordentlich draufzuschlagen. So kostet dieser Joghurt auf 100g umgerechnet ca. 30% mehr als die normale "Ecke des Monats", welche ja vom Innovations- und Produktionsaufwand her durchaus vergleichbar sein sollte. Um diesen Umstand etwas zu kaschieren wird die Mini-Ecke nur im Viererpack angeboten, was wohl ein "Man bekommt mehr für sein Geld" - Gefühl auslösen soll. So unschön diese Preistreiberei auch sein mag, so ist sie doch inzwischen nichts Ungewöhnliches mehr und ich rechne ehrlich gesagt bei einer kleineren Verpackung inzwischen immer damit, dass der Preis steigt (und wurde eigentlich auch noch nie enttäuscht).
Viel übler stößt das Konzept der Mädchen- Jungsvariante auf, welches hiermit in die Welt der Zweikammerknickjoghurts eingeführt wurde. So konnte man früher bei den Ecken des Monats manchmal durchaus Tendenzen an ein bestimmtes Zielpublikum feststellen, doch gab es immer nur eine Variante, so dass sich beiderlei Geschlechter zum Ausprobieren veranlasst sahen. Nun wird eindeutig nach Jungs und Mädchen getrennt und dabei mit den überholtesten Klischees nur so um sich geschmissen. Auf der einen Seite haben wir hier einen Prinzessinenjoghurt welcher komplett in rosa gehalten ist und auf der anderen Seite einen Cowboyjoghurt in dessen Design die Farbe blau dominiert. Da fragt man sich schon wie sexistisch und ewig gestrig eine Firma sein muss, um mit solch veralteten Rollenbildern ein neues Produkt auf den Markt zu werfen. Wo die Gesamtentwicklung in unserer Gesellschaft sich langsam weg bewegt von den Geschlechterrollen unserer Urgroßeltern, da legt die Firma Müller den Rückwärtsgang ein und gibt Vollgas. Leider bleibt mir da nur festzustellen, dass dieses Phänomen in letzter Zeit wieder gehäuft auftritt, so sei hier nur auf das rosa Überrschungsei verwiesen. Um dies nicht zu unterschützen werden wir in unseren kleinem Testlabor nun den rosa-Knicker testen und dabei trotzdem unsere sexuelle Identität behalten!

Das bereits erwähnte Viererpack bringt neben dem finanziellen Nachteil auch einen optischen Vorteil mit sich. So sind nämlich alle vier Joghurts mit unterschiedlichen Deckelmotiven versehen worden, welche alle rund um das Thema "Prinzessin auf der Kichererbse" kreisen. Wir sehen also Königin, Prinzessin, eine kichernde Erbse und eine niedliche Katze, jeweils auf einem eigenen rosa Deckel. So zweifelhaft diese Motive auch im Hinblick auf weibliche Rollenbilder sein mögen, so angenehm ist es, dass das Thema des Joghurts so auf eine größeren Fläche, komplexer als gewohnt ausgeführt werden kann. Es gäbe hier sogar die Möglichkeit auf den vier Deckeln ganze Geschichten zu erzählen. Also durchaus Potential welches in Zukunft hoffentlich genutzt werden wird. Dies sein noch mal besonders erwähnt, da dieser Joghurt mit eben diesen Motiven vor genau zwei Jahren schon einmal erschienen ist. Es bleibt also zu hoffen, dass die Designer nicht in plumper Wiederholung verharren, sonder sich der Vielzahl an sich bieteden Möglichkeiten stellen.

Öffnet man nun die Deckel, so bildet sich das gewohnte Bild, nur in einer Miniaturvariante. In der großen Kammer befindet sich ein rosaner Joghurt mit Erdbeergeschmack, in der kleinen Kammer grüne, schokolierte Getreidekugeln, welche wohl die Erbsen darstellen sollen. Der Joghurt ist etwas zu dünnflüssig geraten, geschmacklich aber in Ordnung. Bei den "Erbsen" zeigt sich ein weiteres Problem was die Zielgruppe Kinder mit sich bringt. Man geht scheinbar davon aus, dass die jüngste Generation von der Nahrungsmittelindustrie schon so mit Zucker zu gekippt wurde, dass man sie mit einem normalen Süßungsgrad nicht mehr erreichen kann. Der Geschmack erinnert hier weder an Schokolade noch an Getreide, vielmehr hat man beim kauen die Zuckerperlen vor Augen, wie man sie sparsam zum dekorieren von Torten einsetzt. Auch nach dem Knicken hat der Joghurt dagegen keinerlei Chance und alles geht nur in einem unglaublichen Gefühl von überzogener Süße unter. Geschmacklich gibt es hier wirklich nicht zu sagen außer: süß süß süß!

Fazit:
Der überzogen süße Geschmack macht die "Ecke des Monats Minis - Prinzessin auf der Kichererbse" zu einem absolut nicht zu empfehlenden Joghurt. Dazu kommt noch ein sexistisches rosa-Mädchen-Prinzessinen-Design und der überhöhte Preis. Also Finger weg und weiter gehen!
Es bleibt mir nur festzuhalten, dass in dem Viererverbundpack durchaus designmäßige Chancen liegen. Auch ist nicht gegen einen Zweikammerknusperjoghurt speziell für Kinder einzuwenden. Nur sollte man nicht die durch Packungsgröße eingesparten Kalorien mit Zucker wieder auffüllen.

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