Dienstag, 5. März 2013

Jogosophie: Das Schlemmer-Dilemma

"Diese jogosophische Betrachtung soll sich mit einem uralten Grundproblem der Jogosophie beschäftigen: Warum kann man den kulturhistorischen Wert eines Zweikammerknusperjoghurts nicht hoch genug bewerten, während ein Zweikammerschlemmerjoghurt unverzüglich auf der zivilisatorischen Müllkippe entsorgt gehört?


Einer so großen Fragestellung kann man sich nur Schritt für Schritt nähern. So möchte ich mit den praktisch offensichtlichen Dingen beginnen.
Im Falle des Zweikammerknusperjoghurts lässt sich die Unterteilung in zwei Kammern zweifelsfrei mit einem kulinarischen Mehrwert begründen. Es geht hierbei darum, die Knusperzutaten bis kurz vor dem Verzehr vom Joghurt zu trennen. Ziel ist es, im Moment des Verzehrs einen möglichst maximalen Knusperfaktor zu gewährleisten. Dies ist ausschließlich durch eine getrennte Unterbringung der Zutaten möglich. Bei dem Zweikammerschlemmerjoghurt hingegen, hat die getrennte Unterbringung der Zutaten keinen wirklichen Sinn. Es geht vielmehr darum, ein Stück des Glanzes, welchen die geistige Innovation des Zweikammerknusperjoghurt weltweit ausstrahlt auf ein minderwertiges Produkt umzuleiten, um dessen Verkaufszahlen zu erhöhen. Denn führt man sich einmal vor Augen, was passieren würde, wenn man die Fruchtmischung mit dem Joghurt zusammen in einer Kammer verpacken würde, so stellt man fest: es macht keinen großen Unterschied! Der Großteil der, kulinarisch doch eher anspruchslosen Schlemmerianer mischt die beiden Zutaten sowieso komplett zusammen. Der dadurch entstehende Joghurt unterscheidet sich dann in keinster Weise von einem gewöhnlichen, aber günstigerem Fruchtjoghurt, wie man ihn in den unteren Etagen eines jeden Supermarktregals finden kann. Nun bin ich in diversen Diskussionen auch schon auf das Argument gestoßen, dass der Vorteil einer getrennten Lagerung von Joghurt und Fruchtmischung darin bestünde, dass man sich die Fruchtintensivität des zu verzehrenden Joghurtproduktes durch unterschiedliche Zumischungsmengen der Fruchtzubereitung selber bestimmen könne. Hier bleibt mir nur der Verweis auf das Froop-Modell. Hier lässt sich durch Eintauchtiefe und Eintauchwinkel des Löffels das Joghurt-Frucht-Verhältnis wesentlich genauer steuern, als es das etappenweise Zuführen der Fruchtzubereitung in einem Zweikammerschlemmerjoghurt ermöglicht. Zudem wird das Konzept durch die Art der Verpackung wesentlich besser vermittelt und führt somit die gesamte Produktkategorie des Zweikammerschlemmerjoghurts ad absurdum!

Nachdem die Frage auf der reinen Produktebene eindeutig geklärt wäre, möchte ich im Weiteren zum Kern des Problemes vorstoßen, indem ich mich nun auf die jogosophische Ebene begebe. Dazu werde ich zuerst den universellen Wert des Zweikammerknusperjoghurts herausarbeiten, um diesen dann dem Zweikammerschlemmerjoghurt gegenüberzustellen.

Das der Philosophie verwandte Gebiet der Jogosophie geht grundsätzlich von der Annahme aus, dass man die Antwort auf alle bedeutenden Fragen unserer Existenz im Mikrokosmos der Joghurtprodukte (teilweise auch als Joguversum bezeichnet) finden kann. In diesem Zusammenhang kommt dem Zweikammerknusperjoghurt eine enorme Bedeutung zu, da er in einer Vielzahl von jogosophischen Abhandlungen eine zentrale Rolle spielt. Diese resultiert daraus, dass in diesem Produkt Jahrhunderte von geistiger und kulinarischer Entwicklung zusammenlaufen. So ist es hier erstmals gelungen, ein Produkt zu schaffen, das die perfekte Balance zwischen dem säuerlich Fluiden des Joghurts und dem süßlich Soliden der Knuspermischnung herstellt. Es ist ein Beweis dafür, dass sich selbst die extremsten Gegensätze doch verbinden können, um dann in ihrer Kombination einen bis dahin für unmöglich gehaltenen neuen Zustand von reiner Perfektion erreichen zu können. Da dieser Prozess so sensibel ist und nur für einen äußerst kurzen Moment in einer absoluten Reinheit bestehen kann, ist es notwendig, die beiden Komponenten vorerst getrennt zu halten, ihnen aber gleichzeitig die Möglichkeit der räumlichen Nähe einzuräumen. Erst im physischen Akt des Knickens werden sie vereint, um dann sogleich mit allen möglichen Sinnen im Zustand der größtmöglichen Perfektion aufgenommen und rezipiert zu werden.

Die unendliche Bedeutung des Zweikammerknusperjoghurts liegt also in dem weiten Feld von Interpetations- und Deutungsmöglichkeiten, welches sich bei einer näheren Auseinandersetzung damit auftut. Versucht man nun das Gleiche mit einem Zweikammerschlemmerjoghurt zu tun, so stößt man doch recht schnell an die Grenzen von Sinn und Verstand. Die beiden Kammern enthalten Flüssigkeiten, die getrennt oder auch nicht kaum unterschiedlich zu bewerten sind. Der Akt des Knickens wird zwar vom Konsumenten ausgeführt, hält aber für diesen keine tiefergehende Einsicht parat. Das Endprodukt gewinnt nicht durch das Knicken, es ist lediglich eine für den Verzehr notwendige Handlung, die im besten Fall als nette Spielerei wahrgenommen wird und im schlimmsten Fall ganz vom Joghurtkonsum abhält. Bei einem Zweikammerknusperjoghurt ist das Knicken ein ekstatischer Moment, in dem das Individuum sich für Sekundenbruchteile zu einem Schöpfer aufschwingt; bei einem Zweikammerschlemmerjoghurt ist es einfach nur eine bedeutungslose Fingerübung.

Braucht es also den Zweikammerschlemmerjoghurt wirklich? Den einzigen Nutzen den ich in ihm erkennen kann, ist die Möglichkeit, über seine Unzulänglichkeiten darauf hinzuweisen, dass wir den Zweikammerknusperjoghurt in seiner Großartigkeit nicht als gegeben hinnehmen, sondern jeden Tag dankbar sein sollten für seine Anwesenheit in unseren Kühlregalen!"

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