Samstag, 8. Juni 2013

Auf Reisen: Müller Mix "Pony" (Rumänien)

Da in Deutschland in Sachen Joghurtneuerscheinungen gerade Sommerpause zu sein scheint, haben wir mal wieder die Koffer gepackt und uns auf die Suche nach internationalen Joghurtkreationen begeben. So hat es uns nach Bukarest verschlagen, wo uns der lokale Joghurt-Dealer mit einer "Pony"-Ecke versorgt hat.



Dass diese, auf den ersten Blick etwas kitschige Ecke doch einiges über Land und Leute zu erzählen vermag, soll hier nun kurz erläutert werden.
  

Wir hatten das Glück in diesem Land einen fachkundigen Teilzeitrumänen als Fremdenführer zu haben. Und der mit Abstand häufigste Satz, den wir von ihm zu hören bekamen war: "Romania is a crazy country and all the romanians are crazy!" Sicher fällt es einem als Gast am Anfang etwas schwer sich mit den Eigenheiten dieses Landes anzufreunden. So kann man keine 50 Meter auf dem Fußweg gehen, ohne dass man auf die Fahrbahn ausweichen muss, weil ein dicker "Porsche Cayenne"den Bürgersteig blockiert. Zehn Meter weiter liegt dann eine bettelnde Rumänin mit zwei kleinen Babys in einem Hauseingang und niemand interessiert sich für sie. Dieses Land steckt voller Widersprüche und seine Bewohner scheinen sich damit arrangiert zu haben.

Sicher ist es eine recht fordernde Aufgabe für solch einen Markt einen Joghurt zu entwickeln, der dieses Lebensgefühl in Milch und Getreide gießt. Doch was in der Milchkulturenwelt würde sich hierfür besser eignen als ein Zweikammerknusperjoghurt!
Bei dem hier vorliegenden Exemplar handelt es sich um einen Himbeerjoghurt in den man kleine Knusperponys reinkippen kann. Diese sind weiß oder auch rosa schokoliert. Geschmacklich bietet das nicht wirklich viel neues für den deutschen Konsumenten, da es diese Joghurt-Knusperkombination bei uns so ähnlich auch schon gab. Die Besonderheit liegt hier viel mehr auf der inhaltlichen Ebene. In Rumänien gibt es eine gewisse Tradition darin, die Gesellschaft mit Hilfe von Lebensmitteln zu wandeln. So spricht dieser Joghurt die Rumänen in ihren Ängsten und Hoffnungen direkt an. Diese Nation, welche aus einer sozialistischen Diktatur kommt und nun förmlich überrannt wird von einem Kapitalismus, welcher sein unschönes Gesicht zeigt in Form von Korruption und sozialer Vernachlässigung der Schwächsten. Der Joghurt stellt die Hoffnungen für die Zukunft in Form von juwelenbehangenen Ponys dar, welche fröhlich vor einem Schloß auf und ab springen. Diese stehen für all die positiven Verheißungen von Wohlstand und einem besseren Leben, welche die Rumänen mit der neuen freien Welt verbinden. Gleichzeitig wirkt die ganze Zauberpony-Feenschloß-Anordnung auch wie eine Märchen, dessen Verwirklichung auch dem naivsten Träumer unrealistisch erscheinen muß. Somit möchte diese Ecke auch als Mahnung verstanden werden und als Aufforderung sich mit der Zukunft dieses schönen Landes kritisch auseinander zu setzen.

Dies ist vermutlich der Beweis dafür, dass ein gesellschaftlicher Wandel auch von einem Joghurt kritisch begleitet werden kann und man diesen als Mittel der politischen Bildung nicht unterschätzen sollte. Ob die "Pony-Ecke" ihren hohen Ansprüchen gerecht werden kann wird die Zukunft zeigen. Wir werden das ganze auf jeden Fall weiter verfolgen.


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